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Bericht über meinen Besuch in Addis
12.04.2010 – 15.04.2010

Auf meinem Weg nach Madagaskar standen mir nur drei Tage in Addis zur Verfügung. Ich habe mich dort über drei „neue“ Familien ins Bild gesetzt und die geplante Fördermaßnahme an der Fasil-Schule umgesetzt. Letzteres war sehr zeitintensiv und ich konnte deswegen nicht alle Kinder/Familien besuchen.

Nach Auskunft von Duke sind aber alle wohlauf!

Die „neuen“ Familien

Familie Mehari Gebremaria
Vater: Mehari Gebremaria; Mutter: Abebu; Kind: Helena (w) 5
Die Familie hat kein geregeltes Einkommen und Helena ist – möglicherweise wegen einer nicht ausgewogenen Ernährung – häufig krank. Dies frisst weitere Löcher in die Haushalts-kasse. Der Vater bekommt ab und zu eine Anstellung als Schreiner, die Mutter backt auf Anfrage Injera. Leider finden beide nur unregelmäßig Arbeit und bei finanziellen Engpässen kann Helena nicht zur Schule gehen, da die Mittel nicht ausreichen. Momentan sind sie bei den Eltern der Mutter untergekommen.
Diese Familie, die Duke auch persönlich kennt, hat einen interessanten Vorschlag gemacht. Der Vater (und auch Duke) vertraut auf seine handwerklichen Fähigkeiten und er möchte eine eigene kleine Schreinerei aufmachen. Er ist sich sicher, dass er dann seine Geschicklichkeit und seinen Fleiß umsetzen kann und die Familie bald von dem Erlös leben kann. Dazu sind ein paar Investitionen für Werkzeug und Raummiete in Höhe von 550 € nötig. Alternativ könnten wir diese Familie, wie andere auch, mit 600 Birr im Monat unterstützen. In etwas mehr als einem Jahr hätten wir dann den gleichen Betrag ausgegeben wie für die einmalige Investition in eine Schreinerei. Ich finde, Hilfe zur Selbsthilfe kann besser nicht aussehen und ich würde die Investition in ein Handwerk unterstützen.

Familie Abebe / Enguday
Vater: Herr Abebe; Mutter: Frau Enguday; Tochter: Birhane (10)
Der Vater hat Krebs. Die gesamte linke Körperhälfte ist aufgedunsen und er kann nur gebückt gehen; an Arbeit ist nicht zu denken. Die Mutter ist blind und sie erbettelt den Lebensunterhalt für die ganze Familie. Das besondere Problem für die Tochter liegt darin, dass sie ihre Mutter zum Betteln führen muss, den Haushalt führt und somit nicht regelmäßig am Unterricht teilnehmen kann. Auch fällt das Essen an vielen Tagen wegen Geldmangels ganz aus. Birhane hat aus diesen Gründen auch nur den Schulgrad 3 und sie beklagt sich darüber; sie will schneller und mehr lernen. Die Familie lebt unter ärmlichsten Bedingungen und verdient unsere Hilfe. Seit zwei Monaten unterstützen wir Familie Abebe.

Familie Ademe
Vater: Herr Ademe; Mutter: Frau Tsehay Wondim (35); Kinder: Belay (m) 3, Yeshialem (w) 7, Almaz (w) 9, Esubalew (m) 14
Der Vater ist seit der Geburt blind und trägt durch Betteln zum Lebensunterhalt der sechsköpfigen Familie bei. Die Mutter steht bereits in der Nacht auf und begibt sich in die stadtnahen Entotoberge und sammelt dort Feuerholz, dass sie zusammen mit Zwiebeln und Peperoni verkauft. Der Erlös ist unregelmäßig und der tägliche Profit 2-3 Birr (18 Birr = 1 €). Sie versuchen alles, um ihre vier Kinder zur Schule zu schicken, aber das Geld reicht nicht aus. Mir gegenüber haben die Eltern versichert, dass sie nur in einer guten Ausbildung ihrer Kinder eine Zukunftschance sehen. Die Familie (sechs Personen) lebt auf sechs m2. Auch diese Familie unterstützen wir seit zwei Monaten.

Fördermaßnahme an der Fasil-Schule
Bei meinem letzten Besuch hatte ich schon mit der Direktorin (Assefach Tessema) und den naturwissenschaftlichen Lehrern Kontakt aufgenommen und eine Förderung bis maximal 2500 € in Aussicht gestellt. Kurz zum Hintergrund. Die Verwaltung hat der Fasil Schule ein neues Gebäude zur Verfügung gestellt, allerdings mehr auch nicht. Das heißt, die Schule selber muss die weitere Ausstattung finanzieren, was natürlich nicht möglich ist. Ich war mit den Verantwortlichen übereingekommen, dass unser Verein zur Ausstattung für einen fundierten Biologie-, Chemie- und Physikunterricht beiträgt. Wir haben uns also alle zusammen gesetzt, eine Liste der am dringendsten benötigten Dinge angefertigt und bei mehreren Großhändlern für Schulbedarf Angebote eingeholt. Das beste Angebot erhielt den Zuschlag. Bislang hatten wir nur mit Listen zu tun. Dann hieß es, beim Großhändler die Ausstattung in Augenschein zu nehmen, vergleichen und zu bestellen. Die Wunschliste reichte vom Modell des menschlichen Körpers bis hin zum Mikroskop, von Chemikalien über einfache physikalische Messgeräte bis hin zu modernen Lehrbüchern und Labormöbel. Am folgenden Tag konnte dann auch tatsächlich fast alles in die Schule geliefert werden und im Rahmen einer kleinen Feier an die Schüler und Fachlehrer übergeben werden. Lediglich die Labormöbel müssen noch angefertigt werden. Alle Beteiligten sowie der Vertreter der Elternschaft (Herr Gizaw Assefa) waren begeistert und würden sich über eine weitere Zusammenarbeit mit unserem Verein sehr freuen. Auf unserer homepage sind einige Photos der Übergabe zu sehen.

Ein großer Wunsch der Schule ist es, einen Klassenraum mit einfachen Computern auszustatten. Mal sehen, was wir da tun können.

Ich war auch bei der deutschen Botschaft in Addis, um die Visumformalitäten für Duke, unserem engagierten Mitarbeiter in Addis zu besprechen. Hintergrund ist, dass Duke gerne an der FH Osnabrück ein Studium „International Business and Management“ absolvieren möchte. Er hat sich bereits um einen Studienplatz beworben und ich habe dem Bernwart Clasen Verein an der FH Osnabrück bereits angekündigt, dass wir Fördermittel beantragen möchten. Ich werde auf unserem nächsten Treffen im Mai oder Juni über dieses Vorhaben berichten. Zur Sicherheit sei hier schon erwähnt, dass ein vertrauenswürdiger Freund von Duke oder sein Bruder unseren Verein für diese Zeit in Addis vertritt.

Medizinische Unterstützung: Frau Dr. Astrid Böhm aus Rheine war wieder so freundlich, Vitaminpräparate für Äthiopien zur Verfügung zu stellen. Die Präparate wurden von mir in Addis und von Ali Mekla Dabala, dem lokalen Mitarbeiter der Organisation TARGET, im Norden von Äthiopien an Bedürftige verteilt.

Unser Internetauftritt und die Flyeraktion hat uns weitere Unterstützung gebracht: neu im Projekt sind fünf Personen aus Osnabrück und Umgebung, tatkräftige Hilfe kommt aber auch aus Frankreich und aus der Nähe von Frankfurt.

Ich hoffe, es geht euch/Ihnen allen gut und ich verbleibe mit den besten Grüßen

Euer/Ihr

Klaus Mummenhoff