25. Familie Derebe

(2, Mutter Zenash und Tochter Mehret)

Mesfen hat Mutter Zenash (geb. 25.07.1982) mit ihrem Kind (geb. 10.11.2007) in einer verzweifelten Lage angetroffen. Beide lebten unter einer Plastikplane im Dreck am Straßenrand. Zenash ist HIV positiv, aber Mehret Gott sei Dank nicht. Der Vater hat Mutter und Kind vor zwei Jahren verlassen. Mittlerweile haben sie ein schützendes Dach über dem Kopf und die Mutter wird medizinisch versorgt. Wir haben beide schwer erkältet angetroffen, denn die Nächte sind in Addis auf ca. 2300 m Höhe sehr kalt. Aus meinem mitgebrachten Fundus haben wir Mutter und Kind sofort mit warmer Kleidung versorgt. Am Tag darauf wurde eine große Wolldecke beschafft. Die Mutter hat die Schule nach der vierten Klasse verlassen müssen. Mehret hat nun eine echte Chance. Wir haben Zenash vor einigen Monaten einen kleinen Holztisch und Gemüse finanziert. Damit hat sie sehr geschickt ein kleines Geschäft aufgebaut und kann nun mit ihren eigenen Händen auch einen Teil zur Versorgung ihrer Tochter beitragen. Mittlerweile verkauft sie Holzkohle, getrockneten Kuhdung (als Brennstoff), Tomaten, Chili und Zwiebeln.

Besuch Dezember 2012/Januar 2013:
Seit dem Tod des Premierministers Menes reagiert die Polizei aktiv auf nicht angemeldete Verkaufsstände Somit ist der kleine Gemüseverkaufsstand von Zenash auch betroffen, denn eine Lizenz ist sehr teuer und lohnt sich erst bei größeren Umsetzten. Sie wartet jetzt ab, bis sich die Lage einigermaßen beruhigt und nimmt dann den Straßenverkauf wieder auf. Alternativ verkauft sie von ihrer Wohnung aus Holzkohle an die Nachbarn. Der Verkaufserlös ist allerdings deutlich geringer. Tochter Mehret geht es gut und beide frieren nachts nicht mehr, seitdem sie eine Wolldecke haben.

Derebe Familie: Wohnung mit Nachbarin (06.01.2012)

Derebe Familie: Mutter Zenash und Tochter Meheret (06.01.2012)


Stand 01.1.2012/29.01.2013


Besuch 10/11.2013

Besuch September/Oktober 2013:
Mutter und Tochter sind wohlauf. Mehret hat eine kleinere Entzündung am Ohr, der wir medizinisch nachgehen werden. Mehret geht in die dritte Kindergartenklasse und macht sich dort gut. Mutter Zenash hat den Straßenverkauf wieder aufgenommen und verdient monatlich ca. 200 Birr. Aktuell hat Tochter Mehret ein Magenproblem. Yared kümmert sich darum.


Stand 10.12.2013


Besuch Dezember 2014:
Mutter Zenash (HIV positiv) leidet momentan an Rückenproblemen, die wohl die Folge der Nebenwirkungen eines HIV Medikamentes sind. Der Arzt hat ein neues Medikament verordnet und wir hoffen nun, dass die Rückenschmerzen nachlassen. Tochter Mehret geht es gut, obwohl sie vor ein paar Tagen bei einer Tanzvorführung in der Schule gestürzt ist und eine Verletzung unter dem Auge hat. Mehret ist in der ersten Klasse und von 52 SchülerInnen die Achtbeste. Eine feine Leistung.


Besuch Dezember 2015: Mutter Zenash leidet immer noch an Rückenschmerzen und sie hat ein Baby bekommen (ein kleiner Junge, im Oktober 2015 geboren). Der Vater (Dessiewu) arbeitet als Wachmann und lebt mit der Familie zusammen. Hier müssen wir aufpassen, dass unsere Unterstützung nicht zweckentfremdet wird. Auch habe ich Zenash nahegelegt, die Familie nicht noch weiter zu „vergrößern“. Mehret leidet an einer Hautentzündung und wird einen Arzt aufsuchen. Ihr Zeugnis ist gut und sie benötigt einige Schulbücher.


Besuch Dezember 2016: Die kleine Familie hat wegen der immer weiter steigenden Mieten eine Hütte weit vor den Toren der Stadt gemietet. Die Hautentzündung von Mehret ist überstanden, aber nun hat sie Verletzungen an den Zehen, die sie sich auf dem sehr langen Schulweg auf scharfem Schotter ohne feste Schuhe zugezogen hat. Ein Arzt wird sich die Füße anschauen und wir werden ihr robuste Schuhe kaufen sowie einige Schulbücher. Mehret hat ein gutes Zeugnis (88,7/100 Punkte) bekommen und sie macht auf mich einen aufgeweckten Eindruck. Leider wurde in der neuen Wohnung eingebrochen und die Bettdecke, Schuhe und Kleidung gestohlen. Mutter Zenash wird von uns für die Anschaffung der nötigsten Dinge einen Kredit bekommen, den sie mit 50 Birr monatlich zurückzahlen wird. Zenash braut zuhause ein spezielles Bier, was sie in der Nachbarschaft verkauft und somit ca. 140 Birr monatlich erwirtschaftet.


Besuch Dezember 2017: Mehret konnte leider den guten Notendurschnitt vom letzten Jahr nicht halten und sie hat das letzte Schuljahr mit 78 von 100 möglichen Punkten aber immer noch ordentlich abgeschlossen. Sie klagt über häufige Nackenschmerzen, verursacht durch unsachgemäß entfernte Warzen, die zu einem Konzentrationsverlust beim Lernen führten. Ein Arztbesuch soll nun Abhilfe schaffen. Mehret benötigt zwei neue Schulbücher (Amharisch, Mathematik).


Besuch Dezember 2018: Leider musste die Familie erneut umziehen, da der Eigentümer die Miete nach meinem Besuch im Jahr 2017 deutlich angehoben hat. Es kann problematisch sein, die Familien zu besuchen, wenn die Eigentümer mich dort sehen. Dies wird so interpretiert, dass hier Hilfe geleistet wird und somit Geld vorhanden ist, was sich dann in umgehend steigende Mieten widerspeigelt. Die Familie wohnt nun am äußersten östlichen Rand von Addis, die letzten Kilometer müssen mangels Straßen zu Fuß zurückgelegt werden. Mutter Zenash leidet an Nierensteinen, was zeitweise mit heftigen Schmerzen verbunden ist. Sie kann sich dann nicht um ihre Kinder kümmern und kann auch nicht mehr ihrem kleinen Geschäft (Bierbrauen für die Nachbarschaft) nachgehen. Zenash wartet auf einen Krankenhaustermin zur Eliminierung der Nierensteine. Tochter Mehret hat auch Schmerzen im Nierenbereich.  Es könnte sich hier um eine Nierenentzündung handeln, schläft die Kleine doch auf dem nackten Fußboden. Mehret wird mit ihrer Mutter in der kommenden Woche zu einem Arzt gehen und wir kümmern uns zügig um die Anschaffung einer Matratze. Trotz der widrigen Umstände zeigt Mehret ein gutes Zeugnis (74.9%).

Unser Besuch am 09 Dezember 2018


Besuch Mai 2022: Mehret ist nun 13 Jahre alt sein und sie geht in die siebte Klasse. Ihr Zeug-nis ist relativ gut (12/33), wenn man sich die Situation der Familie anschaut. Sie braucht Schulbücher in Mathematik, Physik und Chemie. Sie hat immer noch das Ekzem am Kopf und Nierenschmerzen. Sie soll nun mit Duke entsprechende Fachärzte aufsuchen.
Bei Mutter Zenash wurde 2019 eine OP durchgeführt, um einen Tumor im Bauchraum zu entfernen. Bei der OP fand man aber keinen Tumor aber stattdessen Gallensteine, die aber nicht entfernt wurden. Die Mutter wollte die Klinik verklagen, wurde aber eingeschüchtert (dein Leben ist in unserer Hand) und ist eingeknickt. Sowohl bei Mutter Zenash als auch bei Tochter Mehret ist dringender ärztlicher Handlungsbedarf und hier sollte Duke keine Zeit verlieren. Obwohl Zenash ein hormonelles Kontrazeptivum verwendet, wurde sie schwanger (die HIV Medikamente schwächen wohl die Wirkung des Kontrazeptivums) und im Dezem-ber 2020 wurde der kleine Asamenaw geboren. Ihr Ehemann starb im April 2021 und Die Mutter muss nun für 2 Kinder sorgen. Sie müsste eigentlich als Amhara aus ihrer Wohnung am Stadtrand von Addis (Oromo-Gebiet) ausziehen, da bei ihr bereits zweimal eingebrochen wurde. Ferner wünscht sie sich einen kleinen Verkaufsstand (der alte wurde gestohlen), um wie früher Gemüse zu verkaufen.

2014 Mutter Zenash und Tochter Mehret 2013 Tochter Mehret mit neuem Schmusetier 2013 Tochter Mehret mit neuem Schmusetier 2013 Familie Derebe - Mutter Zenash mit Tochter Mehret und neuem Schmusetier 2013 Mutter Zenash mit Tochter Mehret und neuem Schmusetier Dez. 2017 - Mutter Zenash und Töchter Kidist und Mehret