31. Familie Legesse
(4, Mutter Belaynesh, Söhne Mengistu, Damtew; Tochter Wudi)
Auch diese Familie kam vom Lande nach Addis, als der Vater 2002 starb. Mutter Belaynesh (geb. 16.05.75) verkauft Bohnen, die Kinder Wudi (w, 19.04.1998, grade 4; Rang 18 von 48 MitschülerInnen) und Damtew (m, 19.08.2002, grade 3; Rang 2 von 52 MitschülerInnen) mussten bis vor einem Jahr Lotterielose verkaufen. Der älteste Sohn Mengistu (19.05.1993; Analphabet) arbeitet als Lastenträger. Seit über einem Jahr können sich die Kinder auf die Schule konzentrieren und ihre Leistungen sind ansprechend und weisen nach oben.
Besuch Dezember 2012/Januar 2013:
Der Familie geht es gut. Sohn Damtew, ein verflixt intelligentes Bürschchen, macht mir Sorgen. Er ist zwar immer noch der Drittbeste in der Klasse, aber seine Leistungen sind stark abgesackt. Er hat nach Aussage der Mutter nur Fußball im Kopf und die Lehrer ziehen ihm wohl regelmäßig Leistungspunkte wegen schlechten Betragens ab. Seine Betragensnote ist C, fast alle anderen Kinder haben ein A. Damtew hat Besserung versprochen und Mesfen wird auch mit den Lehrern sprechen. Von seinem Leistungsvermögen ist Damtew ein klarer Kandidat für die Akakischule und er will auch dorthin. Die Eingangstests sind im August 2013.
Wudi zeigt ein gutes Zeugnis (Rang 17 von 51), obwohl hier sicher noch Steigerungspotential vorhanden ist. Wudi und auch Damtew besuchen zukünftig das Schul-Tutorium.
Stand 01.1.2012/29.01.2013
Besuch September/Oktober 2013:
Wudi ist schulisch etwas abgefallen (Rang 22 von 32), während Damtew ein besseres Zeugnis vorweisen kann (Rang 9 von ?). Dennoch ist dies für die Akaki-Schule zu wenig. Ich habe beiden ins Gewissen geredet, aber in der Pubertät kommt guter Rat manchmal nicht an. Die Mutter Belaynesh und beide Kinder sind gesundheitlich wohlauf.
Stand 10.12.2013
Besuch Dezember 2014:
In der Tat hat Damtew sich mehr auf die Schule konzentriert und kann wieder ein sehr gutes Zeugnis vorweisen. Er ist der fünftbeste Schüler in der Klasse. Leider war seine Schwester Wudi nicht so erfolgreich. Nach Aussagen der Mutter hatte sie Typhus und konnte einige Wochen nicht zur Schule gehen. Beide Kinder werden wichtige Bücher für die Schule bekommen (Physik, Mathematik).
Besuch Dezember 2015: Dieses Jahr liegen die Verhältnisse umgekehrt. Wudi legt ein besseres (sehr gutes) Zeugnis vor (3/52), während Damtew wieder nachgelassen hat. Ich verliere die Geduld mit diesem ansonsten sehr begabten Schüler. Wenn er denn bloß nicht nur Fußball im Kopf hätte! Ich habe Wudi in Aussicht gestellt, dass sie ggf. eine Privatschule (St. Mary) besuchen kann, wenn ihre Leistungskurve weiter nach oben weist. Dies motiviert vielleicht auch ihren Bruder.
Besuch Dezember 2016: Völlig enttäuschend verlief mein Besuch bei der Familie Legesse. Wudi legt ein anständiges Zeugnis vor, aber Damtew hat das Schuljahr nicht erfolgreich abgeschlossen. Anscheinend waren andere Dinge (z.B. Fußball) wichtiger als die Schule. Das können wir nicht tolerieren. Noch schwerer wiegt die Tatsache, dass die Mutter Yared und Duke vor meinen Augen beschuldigte (sie legte einen kurzen Text auf Englisch vor), seit drei (3!) Jahren kein Geld bekommen zu haben. Sie argumentiert, deswegen hätten die Kinder arbeiten müssen und zumindest Damtew ist in der Schule entscheidend abgesackt. Für mich ist das eine dreiste Lüge und wir können auf dieser Basis nicht mehr mit Familie Legesse zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang ist auch verwunderlich, dass die Familie über eine neue elektrische Waschmaschine verfügt, eine teure Errungenschaft, die ich bei keiner anderen Familie gesehen habe und den Schluss nahelegt, dass es hier offenbar genug Geld gibt. Fazit: aus den genannten Gründen bitte ich um Verständnis, dass eine weitere Zusammenarbeit mit dieser Familie nicht möglich ist.