42. Familie Lemma
(4; Vater Abera, Mutter Mamu, Tochter Tiringo, Sohn Esubalow)
Der Vater (geb. 1972) ist stark sehbehindert und kann kaum gehen. Er bettelt und verkauft ein paar Lotterielose. Die Mutter (geb. 1980) hat Diabetes und ist an das Bett gebunden.
Tochter Tiringo (geb. 27.05.1998, grade 7) musste mehr oder weniger den Haushalt führen und dem Vater zum Betteln führen. Da ist kein regelmäßiger Schulbesuch möglich und das Zeugnis fällt dementsprechend aus. Sohn Esubalow (geb. 08.05.2002) musste auch Lotterielose verkaufen. Mit vereinter Kraft kommen monatlich vielleicht 350 Birr zusammen.
Wir fördern diese Familie zunächst für ein Jahr und warten die Zeugnisse ab. Mesfen wird auch mit den Lehrern sprechen. Wir haben die Familie aber mit Kleidung, einer Matratze und Wolldecke ausgestattet.
Stand: 29.01.2013
Besuch September/Oktober 2013:
Die Mutter ist leidet schwer unter Diabetis und benötigt teure Medikamente (Glibenclamide). Yasin hat nun herausgefunden, dass die Behörden für die Kosten aufkommen, wenn sie Familie nachweisen kann, dass sie arm ist. Wir werden diese Angelegenheit verfolgen, denn die Medikation kostet 400 Birr pro Monat.
Die schulischen Leistungen der beiden Kinder sind in Ordnung.
Kurz nach meiner Abreise ist die Mutter leider verstorben und hier stellt sich nun auch das Problem der Haushaltsführung. Ansonsten muss die älteste Tochter diese Arbeit übernehmen, was zu Lasten der Schule geht. Diesbezüglich müssen wir mit 350 Birr monatlich (14 ) rechnen.
Stand 10.12.2013
Besuch Dezember 2014:
Nach dem Tod der Mutter sind beide Kinder traumatisiert und in der Schule abgesackt. Sie wollen sich beide nun in der Schule anstrengen. Der Vater kann kaum noch sehen (und auch nicht arbeiten!) und wird nun einen Augenarzt aufsuchen. Wenn er wieder besser sehen kann, wird er auch die Hausaufgaben der Kinder kontrollieren können und auch arbeiten gehen. Damit kann er zumindest etwas zum Lebensunterhalt der Familie beitragen und das gibt ihm nach dem Schicksalsschlag im letzten Jahr etwas Würde zurück.
Besuch Dezember 2015: Der Vater war beim Augenarzt, aber der kann leider nichts mehr für sein Augenlicht tun. Die Zeugnisse beider Kinder sind durchschnittlich. Esubalew muss sich in Mathe und Musik verbessern. Tiringo braucht ein Physikbuch.
Besuch Dezember 2016: Seit dem Beginn unserer Förderung entwickeln sich die beiden Kinder eher zum Negativen und dieses Jahr sind nun beide in der Schule gescheitert. Für mich unverständlich, da sie sich seit drei Jahren voll auf die Schule konzentrieren können. Esubalow ist schon im vergangenen Jahr in zwei Fächern gescheitert und hat sich trotz intensiver Ermahnung nicht gebessert. Er gab sogar zu, nicht genug gearbeitet zu haben und Tiringo meinte nur lapidar, das Examen sei zu schwer gewesen. Bei tausenden engagierten und förderungswürdigen Kindern in Addis können wir dieses Verhalten nicht tolerieren und wir sollten diese Familie aus der Förderung streichen.